Pressemitteilung

Georges Gilkinet will Kurzstreckenflügen ein Ende setzen: „Eine Frage des Klimas und des gesunden Menschenverstands!“

In Belgien starten jeden Tag fünf Flugzeuge zu einem Reiseziel, das ebenfalls in Belgien liegt, und legen dabei nur sehr kurze Strecken zurück – oft weniger als 100 km! Diese Flüge sind im Verhältnis zur erbrachten Verkehrsleistung besonders ineffizient – und das ist nicht nur ökologisch absurd, sondern auch wirtschaftlich unsinnig. Der Minister für Mobilität Georges Gilkinet will dem ein Ende setzen und damit innerhalb Europas mit gutem Beispiel vorangehen.

Im Jahr 2022 wurden sage und schreibe 402 Flüge zwischen den Flughäfen Brüssel und Lüttich (85 km), 273 zwischen Brüssel und Charleroi (55 km) und sogar 242 auf der nur 40 Kilometer langen Strecke zwischen Brüssel und Antwerpen durchgeführt. Derartige Flüge mit extrem kurzen Entfernungen werden zudem immer häufiger: 2019 wurden 1.713 und 2022 1.822 Flüge gezählt. Und das, obwohl die Luftfahrtbranche insgesamt noch nicht wieder das Niveau vor Beginn der Corona-Pandemie erreicht hat. Diese Flüge stehen in völligem Gegensatz zu den klimatischen Herausforderungen, mit denen wir konfrontiert sind. Ihnen ein Ende zu setzen, ist daher unerlässlich und dringend.

Aus diesem Grund wird den Regionen am Freitag auf Initiative des Ministers für Mobilität Georges Gilkinet der Entwurf eines Erlasses vorgelegt. Dieser sieht ein vollständiges Verbot von Kurzstreckenflügen, d. h. von innerbelgischen Flügen, vor.

Das geplante Verbot gilt für sämtliche Flugzeuge mit Strahl- oder Turboprop-Triebwerk, also für Düsenflugzeuge zur Beförderung von Passagieren oder Fracht ebenso wie für Turboprop-Maschinen. 

Sehr energieintensive und meist private Flüge

Die Dringlichkeit des Klimaschutzes zwingt uns, unverzüglich zu handeln und alle uns zur Verfügung stehenden Hebel in Bewegung zu setzen. Die Wissenschaftler/-innen des IPCC sind sich einig: Jedes vermiedene Zehntelgrad an Erwärmung macht einen Unterschied und wird es uns ermöglichen, humanitäre Dramen und enorme wirtschaftliche Kosten zu vermeiden. Unsere Klimaziele (-55 % Kohlenstoffemissionen bis 2030, Kohlenstoffneutralität bis 2050) erfordern von der Wirtschaft einen Kurswechsel, insbesondere im Verkehrsbereich.

Trotz technologischer Innovationen steigen die Emissionen des Flugverkehrs (CO2, NOx, Feinstaub ...) angesichts des Wachstums der Branche kontinuierlich an. Auch wenn Kurzstreckenflüge (glücklicherweise!) nicht die Mehrheit ausmachen, ist es umso wichtiger, sich mit ihnen auseinanderzusetzen, denn sie gehören zu den kohlenstoffintensivsten Arten des Reisens: Da Start und Landung die energieintensivsten und umweltschädlichsten Flugphasen sind, ist die CO2-Bilanz pro Kilometer umso höher, je kürzer die Flugstrecke ist.

Ein Verbot dieser Flüge ist zudem insofern von besonderer Bedeutung, als sie mehrheitlich von Privatjets durchgeführt werden, deren Anteil übrigens steigt: Während sie im Jahr 2019 55 % aller innerbelgischen Flüge ausmachten, waren es im Jahr 2022 bereits 71 %.

Ausnahmen

Natürlich sieht der Text des Entwurfs eine Reihe von Ausnahmen vor, insbesondere:

  • Notfälle (Katastrophen, Rettungsaktionen, Polizei- oder Militäreinsätze ...)
  • Forschungsmissionen
  • Überwachungs-, Wartungs- und Ausbildungstätigkeiten ...
  • Flüge, die aufgrund der Wetterbedingungen oder anderer außergewöhnlicher Umstände notwendig sind

Dieses Verbot läutet zudem das Ende der Luftwerbung in Belgien ein, die ausdrücklich nicht auf der Liste der Ausnahmen steht.

Ein Impuls für Europa

Georges Gilkinet, föderaler Minister für Mobilität: „Kurzstreckenflüge sind sowohl aus ökologischer als auch aus wirtschaftlicher Sicht ein Unding. Mit diesem Verbot auf dem Hoheitsgebiet des Landes geht Belgien mit gutem Beispiel voran. Aber natürlich ist ein Flug zwischen Lüttich und Maastricht oder zwischen Lille und Ostende nicht sinnvoller als ein Flug zwischen Brüssel und Antwerpen! Um dieser Herausforderung wirksam zu begegnen, müssen wir kollektiv handeln. Die belgische EU-Ratspräsidentschaft wird die Gelegenheit bieten, diese Bewegung in anderen Mitgliedstaaten zu beschleunigen und die Europäische Kommission aufzufordern, sich ihrer Verantwortung in diesem Bereich zu stellen. Und wir werden diese Debatte umso stärker führen können, da wir durch die ersten nationalen Maßnahmen einen Weg aufgezeigt haben.“

Zur Erinnerung: Auf Initiative des Ministers für Mobilität trat im April 2023 ein neues Gebührenmodell für die An- und Abfluggebühren am Brüsseler Flughafen in Kraft, das weniger laute und umweltschädliche Flugzeuge begünstigt und Kurzstrecken (unter 500 km) stärker besteuert. Auch dies ist eine europäische Premiere, die das Interesse anderer Staaten geweckt hat – aber auch den Protest einiger Fluggesellschaften, die beschlossen haben, das Gesetz anzufechten. „Damit die Luftfahrtindustrie eine Zukunft hat, muss sie sich grundlegend verändern, um ihre Aktivitäten besser mit unseren Klimazielen, aber auch mit den legitimen Erwartungen der Bevölkerung in Einklang zu bringen, die sich eine gesundheitlich unbedenkliche Umwelt wünscht. Ich werde in diesem Sinne weiterarbeiten“, schloss der Minister für Mobilität.